Einrichtung für das Kaninchengehege

Inhaltsverzeichnis
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Warum man Kaninchen und Meerschweinchen nicht zusammen halten sollte

Kaninchen und Meerschweinchen

Leider ist die Haltung von einem Kaninchen zusammen mit einem Meerschweinchen immer noch sehr verbreitet. Oft wird es so im Zoofachhandel empfohlen.

Der Grund:
Keins der Tiere muss kastriert werden und trotzdem wird kein Nachwuchs gezeugt. Das Zusammenleben verläuft oft friedlich, was dem Menschen nicht das Gefühl gibt, dass die Tiere unzufrieden miteinander sind. Das unterschiedliche Verhalten von Kaninchen (Hasenartige, Nesthocker) und Meerschweinchen (Nagetiere, Nestflüchter) zeigt, dass eine Gemeinschaft nur eine Notgemeinschaft auf Grund von Einsamkeit ist!

Ernährung – Gemeinsamkeiten

Beide Tierarten brauchen Heu und Wasser zu freien Verfügung. Außerdem fressen sie gern Gemüse und Getreide schadet ihnen. Aber Meerschweinchen benötigen zusätzlich täglich Vitamin C, da sie es nicht speichern können. Eine unnatürlich erhöhte Vitamingabe ist für Kaninchen ungesund und kann zu Durchfall und schlechter Kalzium-/ Phosphor-Resorption führen. Die Folge daraus können Blasenschlamm und Nierensteine sein.

Kuscheln

Meerschweinchen kuscheln nur, wenn sie ganz jung sind oder Angst haben. Sonst sitzen sie eher auf Distanz zueinander. Kaninchen kuscheln oft und gern mit Artgenossen.

Putzen

Für Kaninchen gehört gegenseitiges Putzen zur täglichen Pflege des Fells und der Sozialkontakte. Meerschweinchen putzen sich nie gegenseitig. Deshalb fühlt sich das Meerschweinchen von der Nähe des Kaninchens bedrängt. Es kann zu Aggressionen vom Meerschweinchen gegenüber dem Kaninchen kommen. Das Kaninchen bekommt vom Meerschweinchen keine Erwiderung seiner sozialen Pflege.

Unverträglichkeit von (unkastrierten) Rammlern mit Artgenossen

Unkastrierte Rammler sind sehr hormonbelastet. Deshalb (und auch damit es nicht zu Nachwuchs kommt) muss der Rammler vor einer Vergesellschaftung mit anderen Kaninchen kastriert werden. Wird ein unkastrierter Rammler mit einem Meerschweinchen vergesellschaftet, wird er dieses permanent rammeln, was zu schweren Rückenverletzungen beim Meerschweinchen führen kann.

Bewegungsdrang

Kaninchen haben einen ausgeprägteren Bewegungsdrang als Meerschweinchen. Fängt das Kaninchen im Käfig oder im Gehege an zu toben, kann es passieren, dass es das Meerschweinchen durch einen Tritt auf den Rücken schwer verletzt.

Sprache

Meerschweinchen haben eine sehr komplexe Lautsprache. Kaninchen schreien nur in Todesangst. Also wird ein Meerschweinchen sein ganzes Leben lang nie ein Wort seiner Sprache hören. Für das Kaninchen ist das Gequieke des Meerschweinchens störend und stressig.

Natürlicher Lebensraum

Während Kaninchen aus Europa (Spanien) stammen, wurden zu Zeiten der Entdeckung Amerikas die in den Anden Südamerikas in 4000 m Höhe lebenden Meerschweinchen nach Europa gebracht. In der freien Natur wären sie sich also nie begegnet.

Gemeinschaftshaltung von mehreren Meerschweinchen mit mehreren Kaninchen

Möchten Sie mehrere Kaninchen mit mehreren Meerschweinchen zusammen in einem Gehege unterbringen, müssen Sie darauf achten, dass die Meerschweinchen Rückzugsmöglichkeiten haben, die von den Kaninchen nicht betreten werden können. Pro Kaninchen sollten 2 m², pro Meerschweinchen 1 m² für die ersten beiden Meerschweinchen zur Verfügung gestellt werden. Für jedes weitere Meerschweinchen sollten 0,75 m² obendrauf gerechnet werden. Dieses Platzangebot darf nicht mit dem Platzbedarf der Kaninchen verrechnet werden. Besser ist es aber, sich für eine Tierart zu entscheiden. Dann wird man dem natürlichen Verhalten der unterschiedlichen Tierarten besser gerecht.

Meerschweinchen und Kaninchen können zusammen leben – meist sitzt aber doch jeder mit den eigenen Artgenossen zusammen.

Fazit

Sowohl Kaninchen als auch Meerschweinchen brauchen den Sozialkontakt zu ihren Artgenossen, um nicht zu vereinsamen und damit psychisch wie auch physisch zu leiden.

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Meerschweinchenhaltung

Sie haben kurze Ohren, nackte Füßchen, einen watschelnden Gang und können sehr laut und penetrant quieken, wenn es darum geht, Futter einzufordern: Meerschweinchen. Bei einem Blick auf die Optik wird schnell klar, dass sie sich stark von Kaninchen unterscheiden. Doch trotz dieser äußerlichen Differenz gibt es auch einige Gemeinsamkeiten zwischen den aus Südamerika stammenden „Quiekern“ und unseren in Europa vielerorts auch wildlebenden „Langohren“.

Gemeinsam statt einsam

MeerschweinchenGenau wie Kaninchen sind auch Meerschweinchen sehr soziale Tiere, die auf die Gesellschaft von Artgenossen angewiesen sind. In der Fachsprache nennt sich das „obligat sozial“, soziale Kontakte sind also zwingend notwendig. Doch das Sozialverhalten der beiden Tierarten weist auch deutliche Unterschiede auf: Während Kaninchen sich oft sehr innig putzen und eng aneinander geschmiegt liegen, gehört dieses Verhalten nicht zum Alltag von Meerschweinchen. Das soziale Putzen (Allogrooming) tritt bei Meerschweinchen nur in seltenen Fällen auf. Dennoch brauchen sie Gesellschaft, mit der sie sich verständigen und herumtoben können. Auch beieinander liegen die kleinen Tiere gerne mal. Ideal sind Gruppen mit mindestens drei Tieren, da so richtige Gruppen-Interaktionen entstehen können. Auch wird der Alltag der Tiere deutlich lebhafter, wenn mehr Gesellschaft zugegen ist.

Je größer, desto besser

Wenn es in der Kaninchenhaltung um die Gehegegröße geht, werden pro Tier mindestens 2 bis 3 m² empfohlen und darauf verwiesen, dass mehr Platz immer besser ist. Dieser Anspruch kann genau so auf Meerschweinchen übertragen werden. Durch ihre geringere Größe sind die Grundempfehlungen geringer als bei Kaninchen (1 m² pro Tier sollten es auf jeden Fall sein), doch auch für sie ist mehr Platz zum Toben immer besser. Mit zunehmendem Platzangebot steigt auch die Chance, die Tiere beim „Popcornen“ zu beobachten. So wird es bezeichnet, wenn Meerschweinchen voller Lebensfreude mit allen Vieren in die Luft springen und den Körper dabei ein wenig drehen – ganz, als würde ein Maiskorn zu Popcorn aufploppen.

Lieblingsbeschäftigung: (Fast) den ganzen Tag lang fressen

Der Appetit von Meerschweinchen ist manchmal wirklich erstaunlich. Sie fressen zwar nicht durchgehend, aber die Schlaf- und Spiel-Pausen, die zwischen den Fress-Phasen eingelegt werden, erscheinen einem manchmal doch sehr kurz. Hinzu kommt, dass Meerschweinchen sehr penetrant darauf aufmerksam machen können, dass sie dringend mehr Futter benötigen: Durch laute, ausdauernde Quiek-Laute. Das unterscheidet sie von Kaninchen, die zwar ebenfalls gerne Futter erbetteln, hierfür in der Regel aber nur ihre großen Augen und einen besonders niedlichen Blick einsetzen können, verstärkt durch eine männchen-machende Haltung (was nicht heißen soll, dass diese Taktik nicht auch oft zu Erfolg führt – als Kaninchenhalter kennt man das Problem sicherlich).

Obwohl Meerschweinchen zu der Ordnung der Nagetiere und Kaninchen zu den Hasenartigen zählen und die Herkunftsregionen unterschiedliche Kontinente sind, ist der Speiseplan der beiden Tierarten doch erstaunlich ähnlich: Beide bevorzugen frisches Grün in großer Vielfalt, am besten direkt von der Wiese gepflückt. Frische Zweige, deren Rinde gerne abgenagt wird, das ein oder andere Leckerchen in Form von frischem Obst sowie blättriges Gemüse wie diverse Kohlsorten im Winter ergänzen diesen Speiseplan wunderbar. Und für die Frischfutter-Fress-Pausen freut sich ein jedes „Schwein“ über einen kleinen Snack an der Heuraufe.

Die großen Gemeinsamkeiten im Speiseplan hängen mit sich ähnelnden anatomischen Vorraussetzungen zusammen. Was die Verdauung angeht, sorgt eine gering ausgeprägte Muskulatur des Magen-Darm-Traktes dafür, dass regelmäßige Aufnahme von langfaserigen Futterkomponenten notwendig ist. Permanent wachsende Zähne erfordern strukturreiches Futter, das beim mahlenden Kauen die Zähne sanft abschmirgelt und nicht zu lang werden lässt.

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Artübergreifende Wohngemeinschaft

Meerschwinchen in einer Hängematte

Was bedeuten diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Meerschweinchen und Kaninchen nun für den Halter? Ist es möglich, die Tiere zusammen zu halten – natürlich vorausgesetzt, sie haben jeder mindestens einen artgleichen Partner? Und wenn ja, was sind die Voraussetzungen hierfür?

Die pauschale Antwort auf diese Frage muss wohl lauten „Ja, aber…“. Das heißt: Es ist prinzipiell möglich, Kaninchen und Meerschweinchen in einem Gehege zu halten, es sollten aber einige Aspekte bedacht werden.

Die geringste Problematik in der gemeinsamen Haltung stellt wohl die Fütterung der Tiere da, da sie sich hier wirklich sehr einig sind. Auch im Platz ist klar: Möchte man Kaninchen und Meerschweinchen zusammen halten, braucht man eben noch mehr Platz, so dass am Ende auf jeden Fall genug für jedes einzelne Tier davon vorhanden ist. Etwas komplexer wird es bei weiteren Feinheiten in der Gestaltung.

Hierzu jedoch zunächst ein paar Gedanken zur Kommunika- tion der Tiere: Obwohl sich sowohl Meerschweinchen als auch Kaninchen viel über Körpersprache verständigen, stellt das Quieken der Meerschweinchen einen deutlichen Unterschied dar. Für Kaninchen kann diese laute Kommunikation Stress bedeuten, denn sie sind als Fluchttiere – was die Meerschweinchen im übrigen auch sind – darauf bedacht, stets möglichst leise zu sein. Geräuschempfindliche und besonders stressanfällige Kaninchen sollten daher besser nicht mit Meerschweinchen zusammen gehalten werden.

Im Gegenzug dazu können Kaninchen das Bedürfnis entwickeln, auch die artfremden Mitbewohner putzen zu wollen. Da Meerschweinchen dieses soziale Putzen aus ihren eigenen Reihen aber nicht kennen, kann es passieren, dass sie dies als Angriff werten und sehr gestresst darauf reagieren. Für diesen Fall sollte ein Gehege einen Rückzugsort bieten, der nur für die Meerschweinchen zur Verfügung steht. Durch die Größenunterschiede ist dies mit kleinen Eingängen, durch die nur Meerschweinchen hindurch kommen können, in der Regel gut umzusetzen.

Selbst wenn dieser Rückzugsort vorhanden ist, sollte aber dringend darauf geachtet werden, wie die Meerschweinchen auf die Kaninchen, deren Sprache sie nicht verstehen, reagieren. Wirken sie sehr häufig extrem gestresst, sollten sie von den lang- ohrigen Mitbewohnern getrennt werden.

Sollen die Tiere in Außenhaltung gehalten werden, muss zusätzlich bedacht werden, dass Meerschweinchen durch die fehlende Befellung der Füße hier empfindlicher sind als Kaninchen, die auch an den Füßen plüschiges Fell haben. Daher sollte es auf jeden Fall einen großen Bereich im Gehege geben, der von unten trocken und auch im Winter nicht übermäßig gefroren ist. Über kuschelig-warmes Stroh freuen sich zum Beispiel sowohl Hasenartige als auch Nagetiere sehr!

Insgesamt ist es trotz bestehender Differenzen von Kaninchen und Meerschweinchen durchaus machbar, sie als eine Gruppe in einem Gehege zu halten – dies hängt aber neben einer umsichtigen Gehegegestaltung vor allem von den individuellen Charakteren der Tiere ab. Wenn deutlich wird, dass die Artunterschiede eines der Tiere sehr stressen, sollte besser getrennt werden. Ansonsten wünschen wir viel Spaß dabei, zu beobachten, wie zwei unterschiedliche „Kulturen“ sich quasi „mit Hand und Fuß“ verständigen!

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