Nachhandlähmung beim Kaninchen

Favicon des Kaninchenschutz e.V.

Lähmungen beim Kaninchen

Lähmungen sind leider keine Seltenheit bei Kaninchen. Wir möchten Ihnen einige Tipps zum Umgang mit dieser Behinderung geben, denn gelähmte Kaninchen benötigen eine gesonderte Pflege.

Favicon des Kaninchenschutz e.V.

Ursachen für Lähmungen beim Kaninchen

Kaninchen mit Nachhandlähmung

Verschiedene Erkrankungen können Lähmungen hervorrufen. Beim Kaninchen ist vor allem häufig Encephalitozoon Cuniculi (E.C.) der Auslöser.

Weitere Ursachen können sein:

  • Unfälle, zum Beispiel ein Sturz aus größerer Höhe
  • Erkrankungen am Bewegungsapparat (z. B. Arthrose, Spondylose, Bandscheibenvorfall, Knochenentzündungen oder Knochenbrüche, allgemeine Verletzungen, Nervenschädigungen)
  • Mangel an bestimmten Vitaminen und Spurenelementen
  • Vergiftungen
  • Erbkrankheit
Favicon des Kaninchenschutz e.V.

Gehegeausstattung bei gelähmten Kaninchen

Gefahrenquellen im Gehege müssen beseitigt werden. Hierzu zählen alle Gegenstände, an denen das Tier durch unkoordinierte Bewegung hängen oder gar stecken bleiben könnte. Gehegegitter sollten auf etwa 20 cm Höhe von unten abgedeckt werden. Dies geht kostengünstig mit ein paar Wäscheklammern und einer Fleecedecke. Gelähmte Tiere können sich oftmals nur vorwärts, aber nicht rückwärts bewegen. Daher sollten Sackgassen vermieden werden. Wenn Ihr Tier noch springen kann, sollten Sie ein besonderes Augenmerk auf Häuschen und ähnliche Einrichtungselemente legen. Durch unkoordinierte Bewegung sind hier Abstürze möglich.

Favicon des Kaninchenschutz e.V.

Sauberkeit bei gelähmten Kaninchen

Der wichtigste Punkt ist die Sauberkeit beim behinderten Kaninchen. Je nach Ausprägung der Lähmung können die Tiere ihre Toiletten nicht mehr benutzen. Für noch etwas mobile Tiere empfiehlt es sich, die Toilette auszusägen, so dass ein ebenerdiger Zugang möglich ist. Benutzt Ihr Tier die Toilette nicht mehr, ist es wichtig, dass es niemals in seinen eigenem Urin liegt. Urin ist sehr ätzend und reizt die Haut schnell. Dies führt zu schmerzhaften Entzündungen, im schlimmsten Fall sogar zum Tod durch Fliegenmaden.

Das Tier benötigt saugfähige Unterlagen, die Feuchtigkeit nach unten ableiten. Hier empfehlen sich Vetbed®.

Folgender Aufbau ist empfehlenswert:

  • (waschbare) Teppiche oder Bettbezug
  • Wickel- oder Inkontinenzunterlagen
  • Vetbed®

Die Wickel- oder Inkontinenzunterlagen saugen die vom Vetbed® abgeleitete Feuchtigkeit auf. Diese sollten ein- bis zweimal täglich kontrolliert und ggf. gewechselt werden. Teppiche oder Bettbezug dienen der Rutschfestigkeit und dem zusätzlichen Schutz des Bodens. Das Vetbed® kann in der Waschmaschine bei bis zu 90°C gewaschen werden. Die Trocknung erfolgt am schnellsten liegend mit der gummierten Seite nach oben. Hängen Sie die gummierte Seite nicht über längeren Zeitraum über einen Heizkörper, da sich diese durch die Wärme auflösen kann. Wenn Ihre Tiere viel Freifläche zur Verfügung haben und Sie nicht alles mit Textilien auslegen können, empfiehlt es sich, den Platz übergangsweise zu begrenzen und/oder das Tier nur unter Aufsicht auf nicht saugfähigen Untergrund laufen zu lassen.

Favicon des Kaninchenschutz e.V.

Waschen des Kaninchens

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen passiert es dennoch hin und wieder, dass das Tier sich durch den eigenen Urin gerobbt hat und nun ein Bad nötig ist. Generell sollten sie nur die betroffenen Stellen und niemals das ganze Kaninchen baden. Bitte seien Sie beim Waschen immer achtsam, da die Tiere sich gerne ohne Vorwarnung wehren und es gerade bei Knochenerkrankungen zu Verschlimmerungen des Zustandes kommen kann. Weichen Sie die betroffenen Stellen mit einem Waschlappen gut ein. Bewährt hat sich Goldene Schmierseife, die auch hartnäckigen Schmutz gut löst und einen Schutzfilm auf die gereizte Haut legt. Nach der Reinigung trocknen Sie das Tier bitte gut ab. Wenn es das Tier duldet, kann man auch mit einem Föhn arbeiten. Bitte kontrollieren Sie hierbei ständig die Wärme, die das Kaninchen erhält. Ebenso kann der Einsatz einer Rotlichtlampe dem Tier zur schnelleren Trocknung verhelfen. Wenn diese Missgeschicke öfter passieren, sollte eine Schur der betroffenen Stellen in Erwägung gezogen werden. Diese sind so deutlich einfacher sauber und trocken zu halten. Bitte legen Sie vor allem in den Sommermonaten ein besonderes Augenmerk auf Fliegenmaden und kontrollieren Sie gehandicapte Tiere mehrmals täglich! Treffen Sie Vorsichtsmaßnahmen, indem sie Fliegengitter anbringen.

Favicon des Kaninchenschutz e.V.

Physiotherapie des Kaninchens

Es ist wichtig, gelähmte Beine immer wieder zu bewegen, wenn das Tier dazu selber nicht in der Lage ist. Bei Lähmungen aufgrund von Knochenerkrankungen halten Sie bitte über sinnvolle Maßnahmen stets Rücksprache mit Ihrem Tierarzt!

Hier ein paar Anregungen für gelähmte Tiere ohne Knochenerkrankung – lassen Sie sich die Durchführung von Ihrem Tierarzt zeigen:

  • Kneifen Sie leicht in die Zehregion, um die Nerven anzuregen
  • Streichen sie sanft über die Wirbelsäule bin hin zu den Zehen, um die Blutzirkulation anzuregen
  • Bewegen Sie die Beine mehrmals vor und zurück
  • Bringen Sie das Tier immer wieder in normale Positionen, in dem Sie es bspw. aufsetzen und leicht festhalten
  • Lassen Sie das Tier, nach Möglichkeit, auf natürlichen Untergrund, wie z. B. Rasen, laufen

Bitte machen Sie nur so viel, wie das Kaninchen bereit ist mitzumachen. Zwingen Sie es keinesfalls! Holen sie sich ggf. auch Hilfe von einem Tier-Physiotherapeuten.

Favicon des Kaninchenschutz e.V.

Lebenswertes Leben?

Ob Ihr Tier wieder ganz gesund wird, hängt vor allem davon ab, was die Lähmung verursacht hat und ob diese Ursache behandelbar ist. Oftmals dauert eine Genesung mehrere Wochen oder Monate. Beobachten Sie Ihr Tier genau, machen Sie ggf. Fotos oder Filmaufnahmen, um Fort- oder Rückschritte besser beurteilen zu können. Kaninchen kommen mit einer Behinderung oftmals sehr gut zurecht. Die Entscheidung, ob das Leben so lebenswert ist, ist abhängig vom Grad der Behinderung und dem Umgang des Tieres damit. Zögern Sie nicht, sich auch Meinungen von Dritten einzuholen, die häufig einen objektivieren Blick auf Ihr Tier haben.

Weitere interessante Themen